Gegner des Elterntaxis machen mobil
Vielerorts kutschieren Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule – Verkehrschaos inklusive. Ein Aktionstag soll wachrütteln.
Berlin. Der Feind ist die Uhr: Kurz vor Schulbeginn bricht das Chaos in der eigentlich ruhigen Seitenstraße aus. Familienkutschen brettern über den Zebrastreifen, kommen schließlich auf einem Gehweg zum Stehen. Von den Rückbänken purzeln müde Kinder mit Schulranzen und trotten Richtung Schultor. Mami oder Papi drücken da schon wieder aufs Gaspedal, sofern ihnen die Autos anderer Eltern Platz dafür lassen. Solche Szenen sind ein Grund, warum sich Polizei, Lehrer und Verkehrsexperten an vielen Orten für ein Umdenken aussprechen.
Kind, ich komme besser mal mit
Bis hierhin und nicht weiter: Immer mehr Rektoren verbannen nervige Eltern aus dem Schulgebäude.
Das Schild ist unübersehbar: „Liebe Eltern, ab hier schaffen wir es alleine“ steht am Eingang der Grundschule. Und trotzdem geht die Frau Hand in Hand mit ihrer Tochter daran vorbei. Auch der nachkommende Vater ignoriert die Aufforderung, mit Aktentasche und einem rosa Schulranzen unterm Arm mischt er sich unter die Jungen und Mädchen. Eine Szene aus Norddeutschland, die sich aber an jeder deutschen Grundschule abspielen könnte. Eltern bringen ihre Kinder bis zur Schulbank, winken während des Unterrichts durch die Fenster und parken beim Abholen ihres Nachwuchses auf der Busspur.
den ganzen MAZ-Artikel lesen… Weniger…Helikopter-Eltern helfen keinem
Helikopter-Eltern ist ein von den US-Amerikanern geprägter Begriff und benennt einen bestimmten Erziehungsstil. Mütter und Väter, die um ihre Kinder herumschwirren, sind jederzeit bereit einzugreifen oder sich einzumischen. Die Kinder werden überbehütet, weil die Eltern – oft aus gutem Ansinnen – versuchen, sie vor allen Gefahren zu schützen. Doch damit tun sie weder sich noch ihrem Nachwuchs einen Gefallen.
Keine eigenen Erfahrungen machen: Das heißt auch, dass Kinder keine positiven Erlebnisse für sich verbuchen können. Ihnen wird ebenso die Chance genommen, aus eigenen Fehlern zu lernen. Wenn Eltern sich allzu schnell in Streitigkeiten unter Kindern einmischen, lernen diese es nicht, bei Konflikten angemessen zu reagieren.
Ängstlich bleiben: die Angst der Eltern, es könne etwas Schreckliches passieren, überträgt sich auf die Kinder. Sie werden ängstlich, trauen sich selbst nichts zu. Bei all den Schauergeschichten, die täglich verbreitet werden, ist es aber tatsächlich so, dass Kinder weniger gefährlich leben als früher. Man denke nur an Kindersicherungen, die es lange Zeit nicht gab.
Ideenlos werden: Kinder, die nie alleine spielen können und permanent unter Aufsicht sind, lernen nicht, sich selbst zu beschäftigen oder eigene Ideen zu entwickeln.
Erschienen in der MAZ am 15.01.2015 (leb)
Auf Kopfsteinpflaster
Nicht nur zum Schulstart gilt gemäß der Straßenverkehrsordnung: Bei fehlendem Radweg „absteigen und schieben“
Falkensee. Eigentlich sollten Radfahrer spätestens ab dem zehnten Geburtstag auf der Straße fahren. Doch der Alltag sieht in vielen Ecken Falkensees so aus, dass die Straßen mit ihrem holperigen Kopfsteinpflaster weder Kindern noch Erwachsenen und ihren Drahteseln zuzumuten sind, ein Radweg aber häufig auch fehlt. Somit sehen sich viele Radfahrer gezwungen, auf den Gehwegen zu fahren. Dabei kommt es regelmäßig zu Konflikten: Wer hat Vorrang? Muss ein Fußgänger einem Radfahrer Platz machen oder muss der Radfahrer etwa absteigen und schieben? Gelten für Kinder unter acht Jahren andere Regeln, weil sie ausschließlich auf dem Gehweg fahren sollen?
Auf die Frage, in welchen Fällen Radfahrer, die älter als zehn Jahre sind, auf reinen Gehwegen geduldet werden, antwortete Jana Birnbaum, Pressesprecherin der Polizeidirektion West, kurz und knapp: „Gar nicht. Ein Gehweg ist ein Gehweg und kein Radweg.“ Radfahrer müssten laut Straßenverkehrsordnung (StVO) auf reinen Gehwegen, die nicht mit Fahrradweg-Schildern gekennzeichnet sind, „absteigen und schieben. Denn ansonsten kann es ein Verwarngeld nach sich ziehen.“ Dieses wurde kürzlich von zehn auf fünfzehn Euro angehoben.
Kinder, die noch nicht acht Jahre alt sind, sollen laut StVO ausdrücklich auf Gehwegen fahren, da sie die Gefahren im Straßenverkehr noch nicht so gut abschätzen können. Bei Kindern bis zu zwölf Jahren „würden wir eine Ausnahme machen, dass sie selbstverständlich noch auf dem Gehweg fahren dürfen, sofern die Eltern dabei sind, die nebenher auf der Straße fahren. Aber ansonsten ist das nicht gestattet“, betonte Birnbaum.
Zur Begründung heißt es, „Fußgänger sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer“, auf die Rücksicht zu nehmen sei. Auf Gehwegen seien schließlich nicht nur „sportliche Durchschnittsmenschen“ unterwegs, sondern auch Mütter mit Kinderwagen, ältere Menschen, teilweise mit Gehhilfen, oder auch Kleinkinder.
Kinder fahren zumeist auf Gehwegen, je nach Alter ist das erlaubt oder es wird geduldet.
Foto: Jahnke
„Wenn ein Fahrradfahrer dort ankommt – wenn auch mit geringer Geschwindigkeit – es ist einfach nicht einzuschätzen, was passiert: Jemand tritt möglicherweise aus einem Hauseingang auf den Gehweg und wird so von einem Fahrradfahrer erwischt. Das kann schwere Verletzungen zur Folge haben, nicht nur für den Fußgänger, sondern auch für den Fahrradfahrer“, gab die Pressesprecherin zu bedenken. Wie sollte sich denn nun ein Fußgänger verhalten, wenn ein ankommender Radfahrer klingelt, um vorbei zu kommen? „Im Prinzip hat der Fußgänger das Recht, in Ruhe weiterzugehen. Ich würde aber aus vernünftigen Gründen raten, möglichst schnell sich zur Seite zu bewegen, es sei denn, man möchte gerne angefahren werden.“
Es gibt viele Kopfsteinpflaster- Straßen in Falkensee ohne Radweg, aber mit schmalen Gehwegen auf beiden Straßenseiten. Birnbaum erinnerte an die Möglichkeit, hier ohne großen Aufwand Radwege einzurichten: „Man trennt Geh- und Radweg und macht die eine Seite nur Radweg und die andere nur Gehweg. Mit einer einfachen Beschilderung wäre so etwas möglich.“ Bis dies tatsächlich Realität wird, werden viele Falkenseer weiterhin massiv gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen und auf Radwegen fahren, solange es keine erträgliche Alternative gibt.
von Ute Jahnke erschienen in der BRAWO am 31.08.2014
"Zu Fuß zur Schule": Per Laufbus sensibilisiert
Der Aktionstag "Zu Fuß zur Schule", den die "AG Sicherer Schulweg" in Dallgow-Döberitz am Montag aufgegriffen hat, war laut Angaben von Sprecherin Silke Wagenlechner, ein voller Erfolg. Die Rückmeldungen seien überwiegend positiv gewesen, meinte sie.
Die Kinder konnten zu Fuß und mit dem Fahrrad den letzten Weg zur Grundschule in die Steinschneider Straße fahren, Autos hingegen blieben ausgesperrt. Den Kindern selbst, die eifrig Füße auf die Straße malten und einen Laufbus gruppenweise bildeten, war der Spaß anzusehen.
"Wir freuen uns sehr, dass so viele Schüler mitgemacht haben und die Eltern die Autos haben stehen lassen", so Wagenlechner. Laut Angaben von Anna Mohn, die sich ebenfalls in der AG engagiert, sei das Verständnis sehr groß gewesen und viele der Eltern hätten bereits gesagt, "dass sie auch zukünftig häufiger auf das Auto verzichten wollen". Wenn dem so freiwillig Folge geleistet werden würde, könnte damit auch die Situation direkt vor den Schulen entlastet und gleichzeitig die Sicherheit erhöht werden.
Die AG will in keinem Fall locker lassen und plant auch zukünftig weitere Aktionen, "um Verantwortliche in der Gemeinde und Teilnehmer im Straßenverkehr dazu zu bewegen, zu sicheren Schulwegen beizutragen."
Dallgow (MZV) Artikel erschienen in der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) am 23.09.2014